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Die Ruinen des Königreichs Guge gehören zu den Kulturzeugnissen, die als erste unter staatlichen Denkmalschutz gestellt wurden. Die immer noch majestätisch wirkenden Ruinen befinden sich im Kreis Zada, und zwar auf einem 300 m hohen Hügel aus gelber Erde am Fluß Xiangquanhe. Sie sind 18 km von der Kreisstadt Zada entfernt. Der Fluss Xiangquanhe fließt vom Mapam Yumco (Manasarovar) in nordwestlicher Richtung. Die Flusstäler sind breit und fruchtbar. Die Landschaft hat einen eigenartigen Reiz, und die Ruinen verstärken noch diesen Eindruck.
Die Dynastie Guge wurde im 10. Jahrhundert von Nachkommen der Tubo-Dynastie gegründet und war lange Zeit eine lokale Macht. Nach dem gewaltsamen Tod Dharmo Tsanpos (Lang Darma) spaltete sich die Tubo-Dynasfie, wodurch es zu lang anhaltenden Kriegswirren kam. Ein Urenkel Dharmo Tsanpos, Gyide Nyima Gun, floh mit seinen restlichen Truppen nach Ngari und gründete dort die Guge-Dynastie. Danach übten seine drei Söhne und deren Nachkommen jeweils in ihren eigenen Einflusssphären die Herrschaft: das waren die Anfänge der Guge-, Darlac- und Burang-Dynasfie, die alle auf glänzende Leistungen verweisen konnten. In der Blütezeit umfassten die Herrschaftsgebiete nicht nur das ganze Gebiet des heutigen Bezirks Ngari, sondem auch Teile des heutigen Kaschmir und Pakistan. Über den Untergang der Guge-Dynastie rätseln die Historiker bis heute; die meisten vermuten, dass die Soldaten von Darlac 1635 die Paläste der Guge-Dynastie gestürmt, zerstört und die königliche Familie sowie andere Palastbewohner getötet haben. Einige wenige Angehörige der königlichen Familie und etliche ihrer Anhänger wurden als Gefangene in Festungen gebracht und starben dort. Damit verschwand die Guge-Familie vom Schauplatz der Geschichte.
Die vorhandenen Ruinen beweisen, wie imposant früher die Bauwerke gewesen sein müssen. Der ganze Palast wurde an einem Berghang gebaut und beherrschte von da aus majestätisch die Gegend. Vom Palast aus liefen unterirdisch Gänge in verschiedene Richtungen. Der Palast war von einer festen Mauer umschlossen. Die Ruinen des Palastes liegen auf einer Fläche von 720 000 m²; sie bestehen aus 445 Häusern, 879 Höhlen, 58 Festungen, vier geheimen unterirdischen Wegen und 28 Stupas. Bis hinauf zum Gipfel des Berges stehen Hunderte von Häusern. Die meisten haben, dicht aneinander gereiht, gewölbte Dächer. Dieser einzigartige Palastkomplex bestand aus einer Sommer- und einer Winterresidenz. An den Ecken der Schutzmauer standen vier Schutztürme. Bis heute gut erhalten geblieben sind der Altartempel, die Sutrahallen, der Rote Tempel, der Weiße Tempel und der Tempel des Samsara. Inner- und außerhalb des Palastes gab es Getreidespeicher, außerdem fand man dort landwirtschaftliche Geräte, Kleidungsstücke und Waffen wie Panzer, Schilde oder Pfeile. Wegen des kalten und trockenen Klimas hat sich alles gut erhalten. In den Höhlen der Ruinen wurden zahlreiche kopflose Leichen entdeckt. Besonders bemerkenswert ist ein in einer Wand begrabenes drei- bis vierjähriges Mädchen; es ist die einzige unversehrte Leiche aus dieser Zeit. Sie befindet sich heute im Museum des Autonomen Gebiets Tibet.
Von der Guge-Dynastie sind viele Wandmalereien, Skulpturen und einzigartige Holzschnitzereien überliefert. All dies basiert auf der Kunst aus der Zeit der Tubo-Dynastie; jedoch ist außerdem der Einfluss indischer und nepalesischer buddhistischer Kunst zu erkennen. Diese Gegenstände werden von chinesischen und ausländischen Kunsthistorikern als „Guge-Kunst“ bezeichnet. Bei den Wandmalereien sind die verwendeten Farben und die Figurengestaltung beachtenswert. Auf den Wandmalereien werden das Paradies, die Menschenwelt und die Hölle dargestellt. Dabei werden menschliche Figuren zu Gottheiten erhöht, die kunstvoll gestaltet sind und durch eine flüssige Linienführung einen dynamischen Eindruck vermitteln. Eine derart vollkommene künstlerische Gestaltung ist bei tibetischen Wandmalereien nur selten zu sehen. Obwohl sie vor Jahrhunderten entstanden, hat sich die Farbenpracht der Gemälde bis zur Gegenwart erhalten. Auf den farbenprächtigen Wandmalereien sind Schakjamuni sowie Könige der Guge-Dynastie und ihre Konkubinen zu sehen. Außerdem sind auch Gläubige der esoterischen Richtung des Buddhismus dargestellt. Durch kräftige Linienführung werden besonders intensiv die Höllenqualen zur Anschauung gebracht. An den Rändern der Bilder sind Dutzende weiblicher Gottheiten dargestellt; sie sehen alle sehr anmutig aus, unterscheiden sich aber voneinander durch Figur und Pose. Auf den Wandmalereien im Roten und Weißen Tempel sowie im Tempel des Samsara sind Schakjamuni, Könige und Prinzen der Tubo-Dynastie zu sehen. Außerdem sind auch Könige der Guge-Dynastie und deren Berater abgebildet. Diese Wandmalereien sind den berühmten Wandmalereien von Dunhuang in jeder Hinsicht ebenbürtig. Die Skulpturen weisen einige Besonderheiten auf. Sie sind zwar insgesamt nicht sehr groß, aber die menschlichen Figuren sind im Verhältnis zu den übrigen überdimensioniert und vermitteln den Eindruck von Kraft und Stärke. Auf dem Holzbalken der Tempel sind verschiedene Tierfiguren wie Löwen, Elefanten, Pferde, Drachen und Pfauen zu bewundern. Die eigentliche Schatzkammer der Steinschnitzerei ist aber die Mauer der früheren Stadt. Sie diente früher zwar hauptsächlich der Verteidigung, doch sind dort auch viele Zeugnisse künstlerischen Schaffens zu entdecken. In der Mauer sind mehr als 4502 Figuren zu sehen; auch sind Verwünschungen und andere Sprüche auf Tibetisch und Sanskrit eingeritzt. Die meisten sind allerdings im Laufe der Jahrhunderte verwittert und wurden durch die Natur eingefärbt, was ihnen besonderen Charme verleiht. Die Stadtmauer kann gewissermaßen als Ausstellung der Nyima-Steinschnitzerei gelten. Natürlich sind auch außerhalb der Mauer sehenswerte Schnitzereien zu finden, vor allem die in große Kieselsteine geschnitzten Figuren sind oft Meisterwerke.