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Das Sera Kloster ist eines der ,,drei großen Klöster Lhasas”und liegt am Fuß des Bergs Sera Wuze in der nördlichen Vorstadt von Lhasa. Einer Überlieferung zufolge wurde es nach einer gleichnahmigen, auf dem Berg beheimateten Wildrose benannt. Es gibt aber auch eine andere Auslegung des Namens, nach der Sera ,,Hagel“ bedeutet. Der vollständige Name des Klosters lautet Sera Mahayana. Das Sera Kloster wurde von Tsongkapas Schüler, Sagya Yeshes, gegründet. Im Jahr 1419, im 12. Regierungsjahr unter Kaiser Yongle der Ming-Dynastie, entsandte ihn Tsongkapa zu einer Audienz bei Kaiser Zhudi in Nanjing. Im April des folgenden Jahres verlieh ihm der Kaiser den Ehrentitel ,,großer Dharma, großer Staatslehrmeister“. Sagya Yeshes ließ nach seiner Rückkehr nach Tibet, der Absicht Tsongkapas folgend, im 17. Regierungsjahr unter Kaiser Yongle (1419), das Sera Kloster bauen.
Kurz nach der Gründung des Klosters gab es zwei Dratsangs (buddhistische Kollegien), die das Zentrum des Klosters bildeten. Später wurde das Kloster ausgebaut und nahm den heutigen Umfang an. Heute besteht das Kloster hauptsächlich aus der Sutrahalle, drei Dratsangs und 30 Wohnhäusern für Mönche und Lebende Buddhas. Das Kloster wurde nach den geographischen Verhältnissen gebaut. Die dicht nebeneinander stehenden Häuser zeigen eine übersichtliche bauliche Ordnung, wobei die Hauptgebäude hervortreten. Die Große Sutrahalle ist die großte Halle und zugleich das Verwaltungszentrum des Klosters. Sie hat vier Stockwerke. Die Haupthalle liegt im Nordwesten des Gebäudekomplexes, bestehend aus einem Vorplatz, einer Sutrahalle und fünf Wohnhäusern mit einer Fläche von nahezu 2000 m².
In der Haupthalle steht die Statue von Sagya Yeshes. Hinter der Haupthalle gibt es drei kleinere Buddhahallen. In großen Bücherregalen an der südlichen Wand der Qamba Halle steht das von Kaiser Zhudi geschenkte, im 8. Regierungsjahr dieses Kaisers gedruckte Ganggyur. In der Arhathalle auf der westlichen Seite stehen 16 Arhatfiguren aus Ton, die den von Sagya Yeshes aus dem Landesinneren gebrachten, aus Holz geschnitzten Arhatfiguren nachgebildet wurden. An diesen Figuren ist der Stil von Skulpturen der Ming-Dynasfie deutlich erkennbar. Die große Arhathalle ist durch den Baustil des Landesinneren geprägt, was sich in der Balken- und Dachkonstruktion zeigt. Die Dächer sind mit Götter- und Tierfiguren geschmückt.
Das Sera Kloster verfügt über eine große Menge von Kulturgegenständen. Besonders zu erwähnen ist die vorhin genannte Ganggyur. Die Bände sind mit kaiserlichen Bemerkungen versehen und in Edelholzkisten mit Goldfäden verpackt. Den kaiserlichen Bemerkungen ist zu entnehmen, dass der Kaiser einen Sonderbeauftragten nach Tibet geschickt hatte, um diese heilige buddhistische Schrift zu holen, um sie später unter seiner Aufsicht drucken zu lassen. Der Text ist in tibetischer Sprache abgefasst; am Rande sind die Überschriften zusätzlich in Chinesisch angegeben. Diese Ausgabe hat eine vorzügliche Druckqualität und eine hochwertige Verpackung. Sie ist sowohl für die philologische Forschung, als auch für die Erforschung der Geschichte des Druckwesens Chinas von großer Bedeutung. Neben dieser Druckausgabe hat auch das vom Kaiser geschenkte Tangka mit dem Bildnis Sagya Yeshes einen hohen künstlerischen und historischen Wert. Dieses mit bunten Fäden durchwirkte Tangka ist schon über 500 Jahre alt und zeigt noch immer deutliche Linien. Neben dem Bild ist der vollständige Titel Sagya Yeshes zu lesen.