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Zahlreiche Seen

Im Vergleich mit anderen Landesteilen ist das Qinghai-Tibet-Hochplateau relativ dicht mit Seen übersät. Mit der Hebung des Hochlandes sind hier zahlreiche kleine und große Seen mit eigenem Gepräge entstanden.
 
1. Seen, die gruppenweise über das Hochland verteit sind
   
In Talsenken und Becken des Qinghai-Tibet-Hochplateaus, die in Höhen zwischen 4100 und 4900 Metern liegen, befinden sich zahlreiche kleine und große Seen. 1500 davon liegen im Autonomen Gebiet Tibet. Ihre Gesamtfläche beträgt 241,83 k㎡, die ein Drittel der Gesamtfläche der Seen des Ganzen Landes ausmacht. Zu den größten Seen Tibets gehören der Namco-, der Serling-, der Zharinamce-, der Tangrayumco- und der Yamzhogyumco- See. Der Namco ist Tibets größter See.
 
In Tibet gibt es drei Seenzonen:

Die Qiangtang-Seenzone liegt im Inneren des Qinghai-Tibet-Hochplateaus zwischen dem Kunlun-, dem Kangdese- und dem Nyainqentanglha-Gebirge. Auf einem 1100 km langen Landstrich befinden sich 307 Seen, die jeweils eine Fläche von mindestens 5 k㎡ haben. Diese Seen machen 3,54% der Gesamtfläche des Hochlandes und ein Viertel der Gesamtfläche der Seen des ganzen Landes aus. Die Qiangtang-Seenzone ist die größte Seenzone des Qinghai-Tibet-Hochplateaus und ganz Chinas. Diese Seen liegen zum größten Teil in Höhen zwischen 4500 und mehr als 5000 Metern. Sie enthalten alle viel Salz.

Die östliche Seenzone durchfließen mehrere Flüsse, die ins Meer münden. In dieser Zone befinden sich die Quellen des Yangtse, des Lancangjiang und des Nujiang. Hier gibt es viele tiefe Täler und hohe Gebirge. Dies beschränkt die Entstehung und das Wachstum von Seen, und so sind hier nur wenige und meist kleine Seen zu finden. Nennenswert sind der Parsangco-, der Yi´ongco-, der Basumco- und der Ra´ongco-See. Die Landschaft um diese Seen bietet einen herrlichen Anblick.

Die südtibetische Seenzone liegt südlich des Kangdese- und des Nyainqentanglha-Gebirges. In dieser Zone befinden sich mehrere sanfte und geschlossene Becken, und dies sind günstige Voraussetzungen für die Entstehung von Seen. Zu den bekanntesten Seen dieser Region der Mapam Yumco-, der Paiküco- und der Yamzho Yumco-See. Im Quellgebiet des Yarlungzangbo und des Senggezangbo, die ins Meer münden, gibt es Seen, die mit diesen Flüssem verbunden sind. Der Senlico-See ist die Quelle des Flusses Zhenduzangbo. Die südtibetische Seenzone zählt 38 kleine und große Seen mit einer Gesamtfläche von mehr als 2500 k㎡.

Typisch für diese Seen sind ihre mannigfaltigen Formen und ihre besondere Struktur.
 
Standortverteilung und Form dieser Seen entsprechen dem Verlauf der Gebirgsbildung. Sie sind länglich und liegen hauptsächlich in West-Ost-und Nord-West-Richtung nebeneinander. Sie sind zum größten Teil Binnenseen. Nur einige wenige sind mit Flüssen verbunden, die dem Ozean zufließen. Schmelzwasser und oberirdische Wasserläufe sind die wichtigsten Quellen dieser Seen. Das Seewasser hat einen hohen Gehalt an Mineralien. Die Flüsse, die in diese Seen münden, sind meistens kurz und haben nur kleine Durchflussmengen. Sie führen kaum erodiertes Material mit sich.
 
Da das kalte und trockene Klima einen immer stärkeren Einfluss auf das Qinghai-Tibet-Hochplateau ausübt, nimmt die Schmelzwassermenge ab, so dass viele Seen sich verkleinern und sogar austrocknen. Manche von ihnen sind zu saisonalen Seen geworden, die nur in der kurzen Regenperiode Wasser bekommen. Andere Seen in diesem Hochland haben bis zu acht Sedimentschichten, die vom historischen Wandel dieser Seen zeugen. Sand und Kies an den Seen, verwitterte Felswände und Steinsäulen sowie sandige Landzungen beweisen den Rückgang der Seen. Je tiefer die Seen liegen, desto stärker ist ihr Rückgang.
 
Zwischen den Seen gibt es auffallende Unterschiede im Salzgehalt. Die Seen im Südostteil des Hochplateaus enthalten sehr wenig Salz(nur 0,2 bis 0,3 Gramm pro Liter). Einige Seen im Inneren des Hochlandes enthalten sehr viel Salz. Zum Beispiel hat der Angdarinco-See einen Mireraliengehalt von 300 Gramm pro Liter. Die Seen mit hohem Mineraliengehalt sind regelmäßig verteilt. Fast alle Seen im Ost- und Südostteil des Hochlandes sind Süßwasserseen. Die Salzseen des Qinghai-Tibet-Hochplateaus liegen hingegen zum größten Teil in dessen West-und Nordwestteil. Im Verlauf der Mineralisierung der Seen erhöht sich u. a. ihr Natrium-. Kalium- und Chlor-Gehalt. Der Magnesium- und Schwefelgehalt steigt nur langsam an. Auch ihr Kalzium- und Karbonatgehalt verändert sich nur sehr wenig. Zwischen den chemischen Zusammensetzungen der unterschiedlich mineralisierten Seen bestehen große Unterschiede. Die Süßwasserseen dieses Hochlandes enthalten hauptsächlich schweres Kalziumkarbonat.
 
Die Seen auf dem Qinghai-Tibet-Hochplateau haben eine große Gesamtfläche. Die meisten daven sind tief und reich an Wasser. Der Mapam Yumco-See am nördlichen Fuß des Himalaya und westlich des Quellgebiets des Yarlungzangbo ist für nepalesische Buddhisten eine heilige Stätte und eine Art Wallfahrtsort. Dieser See hat einen Wasservorrat von mehr als 20 Milliarden m3. Die Hochlandseen in Tibet sind reich an Salz und Fischen. Man muss beim Fischfang jedoch behutsam vorgehen, weil die Fische hier sehr langsam wachsen.
 
2. Die höchsten Seen der Welt in Qiangtang
 
Qiangtang ist eine hügelige Hochebene, die von hohen Bergen eingeschlossen ist. Zwischen den sanften Hügeln liegen weite Talniederungen, die dicht mit Binnenseen übersät sind. 497 Seen hier sind größer als 1 k㎡. Die Entfernung zwischen zwei Seen beträgt oft kaum 200 Meter. Die Seen im Gebiet Qiangtang haben eine Gesamtfläche von mehr als 21000 k㎡. In dem Landstrich zwischen Nagqu am Kangdese-Gebirge und der Landstraße-Heihe-Ngari am Senggezangbo-Fluss liegen Seen dicht nebeneinander. Die bekanntesten davon sind der Namco-, der Serling- und der Zarinamco-See. Die Seen hier machen ein Zehntel der Gesamtfläche dieser Region aus.
 
Die Verteilung der Seen im Qiangtang-Hochland hängt mit dessen geologischer Struktur zusammen. In manchen Gegenden sind Seen wie die Perlen einer Kette aneinander gereiht.
 
Da im Qiangtang-Hochland ein trockenes Klima herrscht, verkleinern sich die Seen hier beträchtlich. So zeigen sich dann die alten Uferlinien, und das treppenartige Ufer so manchen Sees erinnert an die Zuschauertribüne eines Sportstadions. Der Zarinamco-See hat mehr als 20 alte, aufeinander folgende Uferlinien. Die höchste Uferlinie liegt ca. 100 Meter über der Wasserfläche des Sees. Viele Seen sind schon in großem Ausmaß zurückgegangen. Der Serling-See zum Beispiel hatte im mittleren und späten Pleistozän eine Fläche von 9900 k㎡. Dann ging dieser See allmählich zurück, bis er in verschiedene kleine Seen zersplittert war. Der heutige Serling-See ist in Wirklichkeit eine Gruppe von 23 kleinen Seen, die durch verschiedene Wasserläufe miteinander verbunden sind.
 
Mit einer Gesamtwasserfläche von 10 610 k㎡ ist der Namco-See, der ebenfalls eine Seengruppe darstelt, der größte See Tibets und der zweitgrößte See des Qinghai-Tibet-Hochplateaus. Er liegt 4718 Meter über dem Meeresspiegel. Mit einem Salzgehalt von 1,7 Gramm pro Liter gehört der Namco-See zu den Seen mit sehr niegrigem Salzgehalt. Der Name Namco ist Tibetisch und bedeutet "Himmelssee". Schmelzwasser, das vom Nyainqentanglha-Gebirge südlich des Namco-Sees herabfließt, ist dessen haupsächliche Quelle. Ferner ist dieser See der größte der drei großen heiligen Seen Tibets. Gegenüber diesem See ragt der schneebedeckte Hauptberg des Nyainqentanglha-Gebirges empor. Seine Widerspiegelung im See macht einen unvergesslichen Eindruck auf Besucher.
 
Der Serling-See liegt 4530 Meter über dem Meeresspiegel. Dieser drittgrößte Binnensee Chinas hat eine Fläche von 1640 k㎡. Er misst in der Länge von West nach Ost 75 km und an seiner breitesten Stelle 40 km. Auch dieser See ist eigentlich eine Gruppe von insgesamt mehr als 20 Seen, die durch viele Flüsse miteinander verbunden sind. Die Gesamtfläche des ganzen Einzugsgebietes beträgt 45 530 k㎡. Die Ufer dieser Seen sind unregelmäßig. Sie bilden zahlreiche Halbinseln und Buchten. Die wichtigsten Seen dieses Seenverbunds sind der pangkog-See, der Ngoco-See und der Yaggodongco-See. Die tiefste Stelle des letztgenannten misst nur 2,1 Meter. Das Wasser dieses Sees ist sehr salzig.
 
Der Pangkog-See, auch Com´nglharingbo genannt, hat seinen östlichen und westlichen Teil in China. Er hat eine Höhe von 4241 Metern und eine Fläche von 431 k㎡. Seine tiefste Stelle misst 41,3 Meter. Der östliche Teil enthält süßwasser, das Wasser des mittleren Teils ist etwas salzig, der westliche Teil dieses Sees hat einen hohen Salzgehalt. Der Maindongco-See, auch Spangur-See genannt, befindet sich südlich des westlichen Teils des Pangkog-Sees. Er ist ein schmaler und langer Binnensee mit einem hohen Salzgehalt. Er liegt 4300 Meter über dem Meeresspiegel und hat eine Fläche von 58 km2. Früher war er ein Teil des Pangkog-Sees, doch mit der Änderung des Klimas nahm die Wasserfläche des Sees nach und nach ab, bis die beiden Teile voneinander getrennt wurden.
 
3. Die Seen Südtibets

Im Vergleich mit dem Qiangtang-Hochland hat Südtibet relativ wenig Seen. Die meisten sind relativ klein. Ihre Gesamtfläche beträgt 2550 km2. 25 haben jeweils eine Fläche von mehr als 5 km2. Nur vier Seen hier sind ueber 100 km2 groß: Der Mapan Yumco-See (412k㎡), der Paiküco-See (300 k㎡), der Burgoi Yumco-See (295k㎡) und der La´angco-See (265 k㎡). Der Yamzhog Yumco-See hat eine Fläche von 638 k㎡.
 
Der Yamzhog Yumco-See, einer der drei heiligen Seen Tibets, befindet sich südlich der Mündung des Flusses Lhasa in den Yarlungzangbo. Dieser See liegt 4441 Meter über dem Meeresspiegel. Seine Entstehung und Entwicklung sind durch Verwerfungen bedingt. Er ist 30 bis 40 Meter tief, seine tiefste Stelle (im Südostteil) misst 58 Meter. Yamzhog Yumco bedeutet im Tibetischen "Koralle". Die Ufer dieses Sees sind gewunden, so dass viele Seeverzweigungen und Buchten entstanden sind, ganz so, als ob Korallenbauten sich im See befänden. Westlich des Sees erhebt sich der Karala-Berg. Schmezlwasser, das von einem Gletscher herabfließt, ist eine wichtige Quelle des Sees. Früher war der Yamzhog Yumco-See durch den Fluss Mainqu mit dem Yarlungzangbo verbunden, doch wurde er später zu einem Binnensee. Der Yamzhog Yumco-See ist für seine bezaubernde Landschaft bekannt. Wenn er im Winter zufriert, sieht es so aus, als ob eine Schönheit in silberweißer Kleidung ruhig zwischen den Bergen läge. Einer Legende nach hat sich eine vom Himmel auf die Erde herabgestiegene Fee in den See verwandelt. Unter den am See lebenden Hirten ist ein Volkslied verbreitet, in dem es heißt:"Im Himmel ist das Paradies und auf Erden der Yamzhog Yumco-See".
 
Der Mapam Yumco-See liegt 4588 Meter über dem Meeresspiegel. Die tiefste Stelle dieses Sees misst 81,8 Meter. Der La´angco-See westlich des Mapam Yumco-Sees liegt in der Höhe von 4572 Metern. Nördlich und südlich der beiden Seen stehen hohe Berge. Der schneebedeckte Naimona´nyi im Süden erhebt sich bis zu 7694 Metern. Nördlich der Seen befindet sich der Kangrinboqe, der Hauptberg des Kangdese. Buddhistische Pilger betrachten diese Seen als "Geisterseen". Schmelzwasser, das vom Himalaya und vom Kangdese-Gebirge herabfließt, ist eine wichtige Quelle der beiden Seen. Der Mapan Yumco-See, ein Süßwassersee, und der la´angco-See, dessen Wasser leicht salzig ist, sind so klar, dass man tief auf den Grund sehen kann.
 
Der halbsalzige Paiküco-See ist ein weiterer großer Binnensee Südtibets. Dieser See liegt in einer Höhe von 4590 Metern und 55 km nordwestlich vom Berg Xixiabangma des Himalaya entfernt. Nördlich des Sees trennt ein Berg den See vom Yarlungzangbo. Der See liegt um 200 Meter höher als der Fluss. Am Paiküco-See befindet sich eine sechsstufige, kaum verwitterte Terrasse. Die höchste Stufe ist um 70 Meter höher als der See. Dies zeigt, wie das Qinghai-Tibet-Hochplateau sich gehoben hat.

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